Reichsinsignien und Reichskleinodien
Im Jahr 2025 jährt es sich zum 900. Mal, dass Kaiser Heinrich V. anordnete, die Reichsinsignien auf Burg Trifels zu bringen. Doch was ist mit diesen „Insignien des Reiches“ überhaupt gemeint? Vom Mittelalter bis weit in die Neuzeit war es üblich, dass ein römisch-deutscher König sein Amt durch stetige Reisetätigkeit und besondere Herrschaftszeichen darstellen, ja legitimieren musste. Schon Widukind von Corvey betrachtet in seinen um 967-973 verfassten „Drei Büchern sächsischer Taten“ die insignia regalia als unbedingt für die königliche Würde erforderlich.
Unter dem Begriff Reichsinsignien (lat. insignia regalia oder insignia imperialia, also „königliche Zeichen“ oder „kaiserliche Zeichen“) versteht man eben diese Herrschaftszeichen. Jedoch gab es keinen festgelegten Bestand; vielmehr erfuhr der Fundus im Laufe der Jahrhunderte durch verschiedenste Ursachen – so durch die Sammelleidenschaft Karls IV. im 14. Jahrhundert – eine stetige Vermehrung. Doch gingen auch Objekte verloren; zudem gab es mehrere Kronen und Heilige Lanzen sowie auch teils verlorene Vorgänger wie im Fall des Szepters.
Tatsächlich nicht identisch mit den Reichsinsignien sind die Reichskleinodien. Diese heute häufiger und oft synonym verwendete Bezeichnung lässt sich nicht vor der Mitte des 14. Jahrhunderts nachweisen, und sie umschreibt im Sinne von „Reichsschatz“ begrifflich nicht nur die Insignien, sondern auch Reliquien/Heiltümer und die zur feierlichen Krönung gebräuchlichen Kleidungsstücke (1350: das heiligtum und dy cleynot des heiligen Reichs …). Die Reichsinsignien selbst sind also ein hervorragender Teil der Reichskleinodien.
Gemäß ihren Aufbewahrungsorten bis 1794/96 unterscheidet man die Kleinodien in die drei Aachener Reichskleinodien (Reichsevangeliar, Stephansbursa und der angebliche „Säbel Karls des Großen“) und in die wesentlich größere Zahl der Nürnberger Reichskleinodien, aus denen die als Reichsinsignien anzusprechenden Objekte stammen.
DIE LISTE DER REICHSKLEINODIEN AUF BURG TRIFELS
(„TRIFELSINVENTAR“) VON 1246
Spätestens im 13. Jahrhundert mit seinen zunehmend unsicheren politischen Verhältnissen im römisch-deutschen Reich wurde deutlich, dass der Besitz der Reichsinsignien für jeden Anwärter auf den Königsthron ein wesentliches Mittel zur Anerkennung seiner Herrschaftsambitionen darstellte. Angesichts dessen ist es erstaunlich, dass genaue Objektauflistungen nie angefertigt wurden, sondern nur sporadisch angelegte Teilverzeichnisse existieren.
Im Jahr 1246 übergab die Frau des Reichstruchsessen Philipp I. von Falkenstein, Isengard, auf Burg Trifels dem anwesenden König Konrad IV. die Wehranlage samt diversem Zubehör und Reichskleinodien (missverständlich „Trifelsinventar“ genannt) sowie mehrere Reichsburgen in der Umgebung von Annweiler. Die darüber ausgestellte, nur in deutscher Abschrift erhaltene Urkunde liefert erstmals eine genauere Auflistung der keijserlichen zeijchen (im lateinischen Original zweifellos insignia imperialia): Darin werden neben drei Reliquien als eigentliche Insignien zunächst Krone (guldene Krone), Heilige Lanze (Sante Mauricien Sper), Kreuz (gulden Cruce), zwei Schwerter (zwey Swert) und der Reichsapfel (gulden Appel) aufgelistet. Den größten Raum beanspruchen allerdings zahlreiche Kleidungsstücke vom mit Edelsteinen besetzten kaiserlichen Mantel (den keyserlichen Mantel mit edelen Steynen) bis hin zu zwei roten Hosen (zwo scharlakens Hosen), zwei Handschuhen mit Edelsteinen, drei seidenen Gürteln und einem Leinenhemd, die zum königlichen Ornat gehörten.